Die EisHeiligen – ein Urbanes Familienkloster

Mit der Initiative die EisHeiligen hat sich in Köln Ehrenfeld ein Urbanes Familienkloster gegründet, das miteinander und im Stadtteil verortet Kirche gestalten will – in der Kinder nicht nur geduldet sind, sondern prägen.

Eine verrückte Idee und Wagemut

Die Klostergemeinschaft ist erst vor ein paar Wochen in das umgebaute Gemeindehaus eingezogen, das sonst von der Kirchengemeinde Ehrenfeld an einen Investor verpachtet worden wäre. Doch dann hat sie diese zunächst verrückte Idee des Vikars Stefan Dross, so sehr begeistert, dass sie ihre Pläne geändert und sich auf dieses Experiment nicht nur eingelassen, sondern es konkret unterstützt haben.
Diese Idee war nicht Stefans Idee, er war vielmehr derjenige, der die Prozesse zusammenbrachte: Diejenigen, die schon länger an der Vision eines Urbanen Familienklosters feilten und sich fragten, wie man einen geeigneten Ort finden könnte. Und die Kirchengemeinde, die sich fragte, was sie mit ihrer Raumressource machen soll. Man könnte es „kairos-Moment“ nennen – auf jeden Fall ist es besonders, wenn solche Ideen Raum in der Kirche finden und Menschen mit Wagemut.

Nur knapp ein Jahr nach diesem „kairos-Moment“ leben nun insgesamt elf Personen im ehemaligen Gemeindehaus als Klostergemeinschaft zusammen.

 

Eine Gemeinschaft, die über sich hinaus geht

Das Projekt Erprobungsräume fördert das Vorhaben, dass diese Klostergemeinschaft nicht nur eigene spirituelle Formate und christliche Lebensweisen entwickelt, sondern mit den Menschen in der Nachbarschaft teilt – und dafür auch Räume zur Verfügung hat, wie z.B. eine Gemeinschaftsküche, ein Gemeinschaftswohnzimmer, einen Gemeinschaftsgarten und ein Gemeinschaftsbüro.

Noch bevor die EisHeiligen einziehen konnten, haben sie schon mit spirituellen Formen und Formaten zu experimentieren begonnen, Adventsbegrüßungen auf dem Weg Richtung Weihnachten und in der Corona-Zeit Fenstersegen gefeiert. Sie hoffen jetzt darauf, dass Begegnungen auch mit Menschen, die nicht in der Klostergemeinschaft leben, bald wieder einfacher möglich sind, sodass an diesem neuen Ort Leben und Glauben geteilt werden kann – am Grill, beim Bierbrauen, Gärtnern, Spielen, Kindsein, Arbeiten, einander Zuhören oder auch Schweigen.

 

Ein Einblick in den Erprobungsraum

Seit Juni 2020 sind die EisHeiligen ein Erprobungsraum in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Hier erzählen diejenigen, die diesen Erprobungsraum gestalten, wer sie sind, von ihrer Motivation und ihrem Traum:

Wer gestaltet diesen Erprobungsraum?

Wir, das sind 8 Erwachsene und 3 Kinder zwischen 0 und 40 Jahren. Wir heißen Maike, Julia, Nina, Tabea, Clara, Jano, Elias, Marian, Johannes, Nathanael und Sten. Wir sind Mütter, Väter, Brauer*innen, Vikar*innen, Sozialpädagog*innen, Sänger*innen, Gitarrist*innen, Politolog*innen, Erneuerbare-Energie-Vorhersagespezialist*innen, Therapeut*innen, Musiker*innen, Sonderpädagog*innen, leidenschaftliche Köch*innen. Die meisten von uns sind Mitglieder der evangelischen Kirche. Zwei von uns sind seit diesem Jahr im Presbyterium hier in Ehrenfeld. Andere sind in der Freien Evangelischen Gemeinde vor Ort aktiv oder auch konfessionslos. Uns alle verbindet die Sehnsucht danach, Nachfolge Christi gemeinsam konkret werden zu lassen.

Was hat euch zu diesem Vorhaben motiviert?

Manchmal ist es nicht mehr als diese leise Melodie in unserem Innern. Eine Melodie tief in uns drin, die einfach nicht aufhört, uns daran zu erinnern, dass da noch mehr sein muss. Wir haben festgestellt: Uns verbindet ein Traum. Ein Traum, von einer Kirche, die lebt! Von einer Kirche, ohne die Ehrenfeld weniger bunt, weniger vielfältig, weniger herzlich und weniger menschlich wäre. Wir träumen von einer relevanten Kirche. Einer Kirche mit einer Botschaft, die es wert ist, gelebt zu werden. Gemeinschaftsleben ist für uns eine angemessene Antwort auf die Frage nach einer zeitgemäßen, erfüllenden, christlichen Lebensweise. Im geteilten Alltag soll für uns der christliche Glaube und das daraus folgende Handeln konkret gelebt werden. Leben in Gemeinschaft soll ein Lernfeld sein: Ein Lernfeld, um das Experiment der Nächstenliebe zu wagen, Vergebung zu leben, sich täglich neu aufeinander einzulassen und damit etwas von dem zu leben, was tief in unserem Innern klingt und uns bewegt.

Was ist euer „Erprobungs-Traum“ – Wo seht ihr euch in 3 Jahren?

Wir sind gemeinsam unterwegs. Wir pilgern auf dem Weg, der Gemeinschaftsleben heißt. Als Urbanes FamilienKloster bleiben wir in Bewegung, teilen Alltag und schaffen Lebensraum: Raum für gemeinsame Erlebnisse, für Glück und Erfolg, aber auch für Scheitern und Stolpern – und für Aufstehen und Weitergehen. Wir wollen Erprobungsraum sein, wollen experimentieren, Neues ausprobieren und manches wieder kompostieren, damit es als Dünger für anderes dienen kann. Wir sind auf der Suche nach authentischer christlicher Spiritualität. Wir gestalten Gottesdienste selbstverantwortlich. Unser Garten wird ein Ort der Begegnung sein, in dem Nachbarschaft auf Kirchengemeinde trifft, um zu gärtnern, zu grillen, um Insektenhotels zu bauen oder Kuchen zu essen. Kirche wird nicht nur in unseren Kirchengebäuden sein, sondern da, wo wir zusammenkommen, einander begegnen und uns dabei auf Jesus Christus beziehen. Wir wünschen uns, dass wir wirklich miteinander leben, Alltag teilen und Verantwortung füreinander übernehmen. Wir wollen lernen einander als Geschwister zu begegnen. Unsere Kinder werden zusätzlich zu den Eltern mit weiteren Bezugspersonen im direkten Wohnumfeld aufwachsen.

 

Kontakt

Wenn du mehr zu den EisHeiligen erfahren oder dich mit diesem Erprobungsraum vernetzen willst, melde dich bei Maike Fischer.

  • Tabea Dross

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